5. Kapitel
Assoziationen

Wer sich schon einmal die Mühe machte, die kleinen, scheinbar belanglosen, Dinge des Lebens näher zu betrachten, wird festgestellt haben, dass man in genau diesen banalen Sachen wie Staubkörnern, Seifenblasen oder gar Streichhölzern jede Menge Vergleiche mit dem eigenen Leben ziehen kann. Nun, ich gebe zu. Das klingt im ersten Moment wie ein Vortrag irgendeines weltfremden Professors, und doch, ihr solltet einmal versuchen, die Dinge, die euch tagtäglich umgeben, etwas genauer zu betrachten. Wenn man wirklich will, findet man einen günstigen Startplatz zu einer fantastischen Reise ins eigene Ich und in eine Welt voller Phantasie und Schwerelosigkeit. Aber Vorsicht! Diese Art von Betrachtung wirkt enorm stimmungsverstärkend. Fühlt man sich gut, wird’s noch besser ... aber wehe man ist, zum Beispiel, wütend oder unsicher. Dann können auch schonmal für ein paar Minuten die Gefühle mit euch durchgehen. Aber ich kann viel erzählen. Lest euch einfach die folgenden Gedichte durch und versucht eure Welt anschließend mal mit den Augen eines Kindes oder eines Träumers zu sehen. Viel Spaß!  

Seifenblasen
Rerei im März 2002

Wie herrlich bunt und wunderschön
sind Seifenblasen anzuseh'n.
Sie schillern fröhlich, schwerelos.
Die einen klein, die andern groß.
Versprechen Glück und Fröhlichkeit.
Doch sie steht nicht still, die Zeit.
Dann ein Knall und sie sind weg.
Zurück bleibt nur ... ein nasser Fleck.



Dicke schwarze Wolken
Rerei im Januar 2001

Dicke schwarze Wolken 
spüre ich in meinem Herz.
Sie rauben mir den Atem 
und quälen mich mit Schmerz.
Dicke schwarze Wolken 
steigen haltlos in mir auf.
Langsam, drohend, hoffnungslos – 
bis in den Kopf hinauf.

Wolken voller Zweifel, Angst 
und auch Resignation.
Ich spüre wie das Blut gefriert, 
in jeder Ader schon.
Es gäb da einen Menschen, 
der sicher es vermag,
die Wolken wegzublasen, 
die mir verklär’n den Tag.
Doch reicht der Atem eines Menschen 
nicht für zwei andre aus.
Und dicke schwarze Wolken quill’n 
aus meinem Herz heraus.



Rose
Rerei im März 2001

Die schönste aller Blumen hier
ist, abgeseh’n einmal von dir,
die, die man sich oftmals schenkt,
in Liebe aneinander denkt.
Es ist die Rose - edel, schön.
Erhaben, kostbar anzuseh'n.
Sie hat am Stiel zwar Dornen dran,
an denen man sich stechen kann,
doch geht man ganz behutsam und
vorsichtig mit ihnen um,
dann wird's vielleicht auch manchmal stechen,
doch wird kein Herz mehr dran zerbrechen.
Genauso ist das mit der Liebe,
die immer schmerzlos traumhaft bliebe,
wenn man sie täglich neu begeht
und ganz fest zueinander steht.
Das hab ich jetzt, nach all dem Leid,
begriffen, und das wurde Zeit.
Von nun an bin ich nicht mehr dumm
und geh ganz sachte mit ihr um.



Das Staubkorn
Rerei im Mai 2003

Die Luft im Raum ist voller Rauch.
Man kann die Sonnenstrahlen seh’n.
Du rauchst zuviel, das weißt du auch.
Das wird nicht lang so weiter geh’n.
Du blinzelst in die Sonnenstrahlen.
Ein kleines Staubkorn schwebt vor dir.
Es scheint sich in der Luft zu aalen.
Du fragst dich:“ Stopp, was tu ich hier?“
Du siehst dem kleinen Staubkorn zu,
und magisch zieht‘s dich in sein‘ Bann.
Es bleibt nicht still, genau wie du.
Bist du nun Staubkorn oder Mann?
Seid ihr am Ende sogar gleich?
Auch das Staubkorn ist allein
in seinem wilden Wirbelreich,
und tanzt mit sich im Sonnenschein.
Und plötzlich kommt ein Zweites an,
und beide wirbeln sie umher.
Was bist du doch für'n Blödian?
Selbst solch ein Staubkorn hat noch mehr.



Ein Streichholz im Ozean
Rerei im Mai 2003

Das kleine Streichholz liegt geborgen
mit vielen andern im Karton.
Es sehnt sich nach dem hellen Morgen
und träumt von Freiheit ... und davon,
dass man es nimmt, wofür’s gemacht,
es Licht und Wärme spenden kann.
Das auch für ihn das Leben lacht,
und plötzlich wird’s dem Streichholz bang.
Ein gleißend Licht durchbricht die Stille.
Man reißt es von den andern weg.
Jetzt ist’s soweit, das war sein Wille.
Nun erfüllt es seinen Zweck.
Es steht in Flammen, lichterloh
und plötzlich ... wird es ausgeblasen.
Man lässt es fallen, irgendwo.
Nicht auf der Straße, nicht im Rasen.
Es schwimmt im weiten Ozean,
benutzt, verschmäht und abgebrannt,
und denkt mit Wehmut noch daran
wie es das Leben doch verkannt.



Schmetterlinge müssen leben
Rerei Februar 2003

Kleine Tierchen schwerelos.
Ihre Macht jedoch ist riesengroß.
Sie flattern, kribbeln, kitzeln dich.
Sie tun dir weh, ganz fürchterlich.
Du fühlst dich hin und her gerissen.
Gefühle, die schon längst vergessen,
ergreifen nun Besitz von dir.
„Was passiert denn da mit mir?“
Schmetterlinge überall.
Doch plötzlich dann, mit einem Mal,
spürst du, dass es wen’ger sind.
Und du schaust hilflos wie ein Kind.
„Schmetterlinge, kommt zurück!
Ich will noch mehr von diesem Glück!“
Doch diese Tierchen brauchen viel
Futter, Liebe und Gefühl.
Und wenn sie viel von alledem
bekommen, ja, dann wirst du sehn,
bleiben sie ganz lang bei dir
genauso wie auch grad bei mir.
Schmetterlinge müssen leben,
dann erst werden sie dir geben,
wonach du suchst, mein kleiner Stern.
Ich habe Schmetterlinge gern…



Der Kaugummi
René im Februar 2002

Ein kleiner Kaugummi war ich.
Und ich war mit mir allein.
Denn derzeit wollte niemand mich.
Tja, es sollte wohl nicht sein.
Doch dann kam dieses Mädchen her.
Sehr traurig und sie tat mir leid.
Sie nahm mich und freute sich so sehr.
Das war noch eine schöne Zeit.
Sie hielt mich fest, ich war so bunt.
Doch dann war ihr das nicht genug.
Sie steckte mich in ihren Mund.
Und lächelte, was tat das gut.
Am Anfang hab ich wohl geschmeckt.
Ich merkte wie sie es genoss.
Hat sich vor Freud den Mund geschleckt.
Doch nach und nach war damit Schluss.
Der Kaugummi ward ausgekaut.
Nun wollt sie wieder richtig essen.
Sie hat sich zwar nicht so getraut.
Doch wollt sie mich ganz schnell vergessen.
Am Kaugummi das Dumme ist:
Er fängt später zu kleben an.
Und wenn man mit ihm spielen will.
Dann wird er lästig irgendwann.
Und dann kam’s wie’s kommen musste.
Sie spuckte mich so einfach weg.
Obwohl sie sicher genau wusste.
Mich aufzuheben hatte Zweck.
Nun lieg ich hier ganz ausgekaut.
Und niemand ist mehr da für mich.
Ob sich wohl nochmal jemand traut,
mich aufzuheben ..... GLAUB ICH NICHT!

Ende des fünften Kapitels...