1. Kapitel
Hass

Um jemanden wahrhaftig hassen zu können oder gar von jemandem gehasst zu werden, gehören eine beachtliche Portion Enttäuschung und eine vorrangegange innige Beziehung zu der jeweiligen Person. Zwischen „Ich kann dich nicht leiden!“ und Ich hasse dich!“ gibt es einen bedeutenden Unterschied. Ersteres ist unter Umständen reversibel. Hass ist endgültig. Es gibt nicht viele Menschen die fähig sind jemanden bewusst und innig zu hassen. Bei mir sind es genau 2 Personen, bei denen das der Fall ist. Es sind wohl meine schlimmsten Erfahrungen auf dem zwischenmenschlichen Gebiet. Das spiegelt sich natürlich auch in der Wortwahl in den einzelnen Gedichte wieder. Durchzogen von vulgären Metaphern und Gemeinheiten, geben sie ein fast komplexes Bild meiner Gefühle zu der jeweiligen Person wieder. In ihrer verbalen Brutalität sind diese Verse von einzigartiger Wirkung auf ein eventuell angeschlagenes Selbstbewusstsein. Man überdeckt die eigene Enttäuschung mit einem selbstgefertigten Feindbild und findet so die Genugtuung, die man benötigt um über eine solche schlechte Erfahrung hinwegzukommen.

 

Hass
Rerei im März 2001

Es ist im Allgemeinen schwer
zu schaffen, dass dich irgendwer
dem du sehr weh getan hast
aus tiefstem Herzen innig hasst.
Und doch hab ich, fast über Nacht
dieses Meisterstück vollbracht.
Was nützt es, dass es leid mir tut.
Es wird wohl niemals wieder gut.
Denn alles was ich je besaß,
hat Platz gemacht für tiefen Hass.



Hassliebe
Rerei im Mai 2003

Ja, ich habe sie geliebt.
Ich war erlegen dieser Macht.
Und mancher fragt, wie’s so was gibt,
dass Liebe endet über Nacht.
Ist die Enttäuschung groß genug?
Wird man benutzt ohn‘ Unterlass?
Ist da am End nur Lug und Trug?
Dann bleibt zum Schluss nur noch der Hass.
„Das gibt es nicht!“, wird oft gesagt.
„Dass Liebe geht ... ist nicht zu fassen.“
Doch nur wer leidenschaftlich liebt,
kann auch so leidenschaftlich hassen.



Wenn die Maske fällt
Rerei im Mai 2003

Eines Tages stand sie da,
die makellos – perfekte Frau.
Was in der nächsten Zeit geschah,
wusste keiner so genau.
Alles schien nun gut zu werden.
Die Welt ertrank im Lichterglanz.
Ich hatte alles Glück auf Erden
und tanzte meinen Freudentanz.
Und als ich oben angekommen,
ließ sie ihre Maske fall’n.
Nun stell’ ich fest, noch halb benommen:
Sie war die Schlechteste von all’n.
Sie nahm mir Glauben und Vertrauen.
Sie nahm mein Herz und auch mein Geld.
Sie wird die Nächsten auch verzaubern,
zumindest, bis die Maske fällt…



Eitelkeit
Rerei im Mai 2003

Wenn man nur sich selber sieht.
Sich über alle andren stellt.
Vor den Wünschen andrer flieht
Und niemandem den Tag erhellt.
Wenn man mit seiner Eitelkeit,
stets von sich glaubt perfekt zu sein.
Den Nächsten in die Enge treibt,
erstarrt das Herz langsam zu Stein.
So jemanden hab ich geliebt.
Für sie, jedoch, war’n alle Dreck.
Wenn es Gerechtigkeit noch gibt,
hoff ich, dass sie am Stolz verreckt.



Stolz
Rerei im Mai 2003

Wenn Stolz über die Liebe siegt,
wenn’s keinen andren Ausweg gibt,
nur einer will, der andre nicht,
das Herz im Leib vor Schmerzen bricht,
wenn man sich ständig Sorgen macht,
und wird dafür nur ausgelacht,
wenn man nur auf ein Zeichen hofft,
so wie’s einst war ... am Anfang ... oft,
wenn man um jeden kleinen Kuss,
wie ein Bettler ringen muss,
wenn etwas, was man so sehr liebt,
einem keine Liebe gibt,
dann ist es besser, man gibt auf,
sonst nimmt das Unglück seinen Lauf.
Ich hab gehofft, dass du’s verstehst,
und endlich einmal in dich gehst.
Doch du machst weiter unbeirrt,
obwohl hier unsre Liebe stirbt.



Schwer
Rerei im September 2002

Es fällt mir heute ziemlich schwer
Liebesverse aufzuschreiben.
Denn, ehrlich, ich weiß echt nicht mehr:
Wo soll ich am Ende bleiben?
Du bist mit allem unzufrieden.
Nimmst alles Ernst, was doch Humor.
Gibst selbst dir Recht – und das entschieden.
Ich komm’ mir ziemlich albern vor.
Du willst den perfekten Mann.
Doch so was gibt es leider nicht.
Komm’ dir entgegen, wo ich kann.
Bin ängstlich, dass mein „Ich“ zerbricht.
Muss überlegen, was ich sage.
Was ich tu, ist meist nicht gut.
Stellst vieles, was ich mach, in Frage.
Und merkst nicht wie das weh mir tut.
Es gibt für dich nur eine Regel.
Und das ist die, die du gemacht.
Wirfst Spitzen um dich – scharf wie Nägel.
Doch umgedreht, da gibt es Krach.
Du sagst, was andre tun und denken.
Ich habe ständig das Gefühl,
als müsst’ ich mich nach dir verrenken.
Verlangst du nicht ein bisschen viel?



Scham
Rerei im April 2002

Das allerwichtigste im Leben
ist ein guter, treuer Freund.
Er kann Geborgenheit dir geben,
wenn’s nicht so gut zu laufen scheint.
Um so weiniger kann ich versteh’n,
was du jetzt gerade tust mit mir.
Denn ich bin wohl dein einzig wahrer
Freund auf dieser Erde hier.
Ein Freund, der ehrlich zu dir ist,
für den dein Leben etwas zählt,
der sich sorgt, der dich vermisst,
der jede Menge von dir hält.
Und diesem einzig wahren Freund
tust du ohne Ende weh.
Dich kümmert’s nicht wenn er mal weint.
`Ne Sache, die ich nicht versteh‘.
Ich hatte auch mal solch ein Freund
und hab ihr mächtig wehgetan.
Auch sie hat damals viel geweint.
Doch was ging mich ihr Elend an?
Als sie dann weg war, merkte ich,
was ich an ihr verloren hatt‘.
Ich kämpfte und bemühte mich,
doch eine zweite Chance blieb mir versagt.
Ich kann nicht zähl’n wie oft ich dir
`ne weit’re „zweite“ Chance gab.
Du hast nun alle aufgebraucht.
Mein Herz ist nur noch krank und hart.
Du wirfst dein Leben einfach weg,
weil du zu feige bist für mich.
Mit dir zu reden hat kein‘ Zweck.
Und ich schäm mich nur für dich...

Ende des ersten Kapitels...